Wir sind hier, um von der Illusion der Getrenntheit aufzuwachen.
( Thich Nhat Hanh )
Was ist Tiefenökologie?
Eine weltweite Bewegung, die ein ganzheitliches Verständnis des Lebens fördert
Interbeing
Tiefenökologie ist eine Philosophie und Bewegung, die den Wert und die Bedeutung der Natur unabhängig von ihrer Nützlichkeit für den Menschen betont. Sie erkennt an, dass alle Lebewesen und Ökosysteme auf der Erde miteinander verbunden sind und jedes Lebewesen in diesem Netzwerk eine wichtige Rolle spielt.
Tiefgreifendes Umdenken
Von zentralem Interesse ist in der Tiefenökologie ein tiefgreifendes Umdenken in der menschlichen Beziehung zur Natur. Daraus resultiert ein neuer Umgang mit den aktuellen sozialen und ökologischen Krisen, der auf einem ganzheitlichen, systemischen Verständnis des Lebens und einer Haltung der Verbundenheit mit der Schöpfung beruht.
Die Ursprünge
Die Begründung der Tiefenökologie geht auf den norwegischen Philosophen Arne Næss zurück, der in den 1970er Jahren die Idee einer „tiefen Ökologie“ entwickelte. Dabei geht es darum, die tieferen Ursachen der ökologischen Krisen im menschlichen Geist und unserer Wahrnehmung der Mitwelt erforschen zu können. Seine Gedanken wurden weltweit von verschiedenen Menschen aufgenommen und weiterentwickelt.
Joanna Macy (Kalifornien, mittlerweile über 90 Jahre alt) gestaltete aus dem tiefenökologischen Ansatz gemeinsam mit vielen anderen (John Seed, Pat Fleming, Chris Johnstone, …) eine besondere Form der Gruppenarbeit mit einem Set von Übungen entwickelt, die sie „The Work That Reconnects“ (die Arbeit, die wieder verbindet) nennt. Die „Landkarte“ dieser Arbeit ist die Spirale.
Die Spirale
Um bei den oft überwältigenden Nachrichten über den sozialen und ökologischen Zustand in der Welt nicht nur mit Panik, Lähmung oder Abschalten zu reagieren, finden unsere Gefühle in den gemeinsamen Übungen zu den einzelnen Schritten der tiefenökologischen Spirale einen gehaltenen Rahmen.
Dankbarkeit
Die Spirale beginnt mit der Dankbarkeit: Sie lässt uns darauf besinnen, dass uns alles, was wir sind und haben, geschenkt wurde. Immer, wenn wir uns daran erinnern, können wir uns ihr zuwenden. Sie erdet uns und ist eine Basis, um uns für starke Gefühle zu öffnen.
Schmerz
Dann wenden wir uns im rituell gehaltenen Rahmen dem Schmerz zu: der Verzweiflung um den Zustand unserer Welt. Es geht darum, diesen Schmerz nicht zu verdrängen – er ist eine gesunde Reaktion. Wenn wir uns ihm ganz stellen, können wir auch erkennen, dass hinter diesem Schmerz die Liebe zu unserer Mitwelt und ein tiefes Wissen um das Wohl des großen Ganzen steht. So können wir uns langsam einer neuen Verbundenheit mit der lebendigen Welt öffnen.
Mit neuen Augen sehen
Dies resultiert darin, „mit neuen Augen zu sehen“: d.h., einen Wandel in unserem Bewusstsein, eine neue Sichtweise auf das Leben zu erhalten. Wir erfahren unsere Verbundenheit mit anderen Lebensformen, den vergangenen und den zukünftigen Generationen und nehmen unser Mitgefühl für alle Wesen im Netz des Lebens wahr.
Ins Handeln kommen
Das tiefe Spüren unserer Verbundenheit ist eine Ressource, die uns unterstützt, mit neuen Sichtweisen schließlich ins Handeln zu kommen, einem Handeln, das nicht verstandesgesteuert ist, sondern natürlicherweise aus der Verbundenheitserfahrung heraus entspringt. Dabei nutzen wir unser Eingewobensein, unsere Netzwerke und handeln aus der Verbundenheit mit allem, was uns umgibt.
Wenn du für die Erde handelst, fühlst du ihre Kraft direkt unter dir und in dir.
( Joanna Macy )
Der große Wandel
Das Bewusstsein über die Verbundenheit allen Lebens wächst.
Von der Schöpfung getrennt?
Die Vorstellung, dass wir von der Schöpfung gänzlich getrennt sind, hat in den vergangenen Jahrtausenden zu einer Weltanschauung geführt, deren Folgen wir jetzt erleben. Die Natur und auch der Mensch werden auf ihre materielle Dimension reduziert und zur technischen Bearbeitung und zur materiellen Ausbeutung freigegeben...
Oder Verbundenheit?
...gleichzeitig spüren viele Menschen, dass der Große Wandel, der im Fühlen, Denken und Handeln der Menschen stattfindet, bereits begonnen hat. Neben der alten Geschichte des Getrenntseins - the story of separation, wie Charles Eisenstein es formuliert - wächst bereits weltweit das Bewusstsein über die Verbundenheit allen Lebens.
Mehr als Ego
In der Tiefenökologie wird die Natur beschrieben als ein lebendiges Gewebe des Lebens, in dem jeder Bestandteil einen inhärenten Wert hat und in dem auch wir ein Bestandteil sind, der den anderen mit Respekt begegnet. So entwickeln wir ein „ökologisches Selbst“ (nach Arne Næss), das über egoistische Eigeninteressen hinausgeht und uns von innen heraus bei allen Entscheidungen und Handlungen die Verbundenheit mit der lebendigen Natur, den Menschen und den künftigen Generationen selbstverständlich mitdenken lässt.
Joanna Macy
Joanna Macy ist eine amerikanische Ökophilosophin, Klimaaktivistin und Autorin. Sie ist Gelehrte für Buddhismus, Religions- und Systemwissenschaften und war Professorin an verschiedenen Hochschulen der Francisco Bay Area. Über 50 Jahre war sie für soziale und globale Gerechtigkeit aktiv und hat ein Konzept einer ökologischen Bewusstseinsbildung entwickelt.
The Work That Reconnects
Joanna Macy hat sich im Laufe ihres Lebens für eine Vielzahl von sozialen und ökologischen Bewegungen engagiert und die Tiefenökologie maßgeblich mitentwickelt. Diese hat das Ziel, ein tiefes Verständnis für die Natur und die Menschheit als Teil der Natur zu fördern. Ein wichtiger Aspekt von Macys Arbeit ist ihre Methode der „Work That Reconnects“ (Arbeit, die wieder verbindet).
In den Jahrzehnten, in denen Joanna Macy als Klimaaktivistin rund um den Globus mit verschiedenen Gruppen gearbeitet hat, entwickelte sie eine Vielzahl an Übungen und Ritualen, die die Menschen darin unterstützen, ihr ökologisches Selbst zu entfalten. Die Arbeit, die wiederverbindet – The Work That Reconnects – folgt dem Konzept der Spirale. Heute lebt sie, über 90-jährig, in Kalifornien und ist nach wie vor aktiv!
Bücher von Joanna Macy: „Hoffnung durch Handeln“, Joanna Macy & Chris Johnstone, Jungfermann 2014 „Für das Leben! Ohne Warum“, Joanna Macy & Molly Brown, Jungfermann 2017
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Wir laden dich ein!
Herzlich eingeladen sind alle Menschen, die sich unserer Suchbewegung nach unserem Platz im Großen Wandel anschließen möchten!
Menschen, denen unsere Mitwelt am Herzen liegt, die sich angesichts der bedrohten Natur hilflos fühlen und seelisch leiden.
Menschen, die sich nicht damit abgeben wollen, dass trotz einem immensen ökologischen Wissen so wenig konsequentes Handeln folgt.
Menschen, die den Schritt zwischen Wissen und Handeln mit den Möglichkeiten der Tiefenökologie ergründen wolle.
Menschen, die bereit sind, sich emotional einzulassen.
Menschen, die ihre Verbundenheit mit der lebendigen Natur, der Menschheitsfamilie, den Ahnen und den künftigen Generationen stärken und feiern möchten.
Menschen, die ihre Liebe zur Lebendigkeit mit Hingabe stärken möchten.
Menschen, die ihre Resilienz für ihr ökologisches und soziales Handeln in der Welt stärken möchten.