gegenwärtig ist es wohl kaum möglich auf das Leben zu schauen, ohne die bedrohlichen Szenarien auf den unterschiedlichen politischen Bühnen wahrzunehmen.
Die gesellschaftliche Anspannung und Erregung in dieser Zeitsituation stellt umso mehr die Frage: Wie kann ich mich zwischen den Polen von schmerzlicher Wachheit und meinen regenerativen Kraftquellen navigieren?
Wenn wir uns Regeneration für unseren Planeten erhoffen, der unter dem menschlichen Raubbau leidet, dann können wir dazu letztlich nur beitragen, wenn wir uns und unserem eigenen Raubbau uns selbst gegenüber, bewusst werden. So wie wir kollektiv über die Weltressourcen hinaus leben, leben viele einzelne von uns auch über ihre Verhältnisse im Körper und dem, was wir seelisch verarbeiten und integrieren können bis hin zur Erschöpfung.
Wo finden wir Heilräume, in denen wir Regeneration in Gemeinschaft erproben?
Wo bzw. wie kommen wir zur Ruhe, um dem „Nichtwissen“ standzuhalten und zu lauschen?
Was könnte der nächste kleine Schritt für mich sein?
Die Natur lehrt uns über Regeneration, dass sie so alt ist, wie das Leben auf dem Planeten selbst. Das lebensbejahende, erneuernde Vermögen der Natur passiert ständig, es geschieht im Stillen.
So wie eine Wunde im Körper heilt, ohne dass der Mensch dies „macht“; er kann lediglich sich dem Heilvorgang durch günstige Bedingungen öffnen, anstatt sich ihm in den Weg zu stellen.
Jedes Menschenleben ist nur da, weil andere Menschen Liebe und Care-Arbeit gegeben haben und dieser Umfang ist größer, als das gesamte Wirtschaftsvolumen der Welt (Zitat nach nach Vivian Dittmar).
Können wir in diese regenerativen Kräfte, diese Kräfte des Lebens vertrauen?
Inspiriert vom derzeitigen Online-Summit der Pioneers of Change laden wir zum gemeinsamen Forschen im regenerativen Feld ein.
Foto von Gwanghee Liu auf pexels.com
Wir freuen uns, Gabi Bott für einen Workshop in Heidelberg gewonnen zu haben! Gabi beschäftigt sich seit vielen Jahren mit den Themen, die auch uns bewegen: Tiefenökologie, Hoffnung durch Handeln trotz Multikrise, bewusstes Wahrnehmen sowohl dessen, was in mir selbst, als auch dessen, was um mich herum vorgeht, gelebte Gemeinschaft, Eingebundensein mit allem Leben.
Worum geht es in diesem Workshop?
Weltweite Krisen und Bedrohungen rufen uns auf, neue Bilder im Zusammenleben zu erforschen. Der herkömmliche Blick auf die Welt, die „story of separation“, in der wir uns vom Rest der Welt getrennt glauben, hat maßgeblich zur gegenwärtigen Weltlage beigetragen. Eine neue Weltsicht/Haltung von Gemeinschaft und Verbundenheit zu erforschen erscheint derzeit als eine wichtige Aufgabe.
Statt Konkurrenz braucht es Teamarbeit, um Lösungen für die komplexen Fragen unserer Zeit zu finden. Doch wie kann Gemeinschaft gelingen, wie kann Kooperation trotz oder gerade mit Differenzen und Vielfalt wirksam sein? Was können wir aus der nicht-menschlichen Natur über Gemeinschaft lernen? Wie lösen wir uns vom anthropozentrischen Blick? Es beginnt bei mir und meiner Bereitschaft, mich durch eigene innere Arbeit für eine neue Haltung in der Welt zu öffnen.
In Einzel-, Paar- und Gruppenarbeit erleben wir Übungen der Tiefenökologie und schulen auf spielerische Weise unsere Wahrnehmung.
Eingeladen sind alle interessierten Menschen, die bereits in Berührung mit der tiefenökologischen Arbeit waren und die sich auf einen tiefergehenden Prozess in Gemeinschaft einlassen möchten.
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Vor kurzem war der Jahreswechsel 24/25, der wie üblich Anlass für unterschiedlichste Ansprachen und Statements ist. Welche Worte berühren dein Herz? Wo erfährst du im tiefen Lauschen Resonanz? Vor dem Hintergrund der Sorge um die zunehmenden gesellschaftlichen Spaltungen und Feindbilder stellt sich die Frage nach der eigenen Kommunikationsfähigkeit: Wie werde ich gehört? Was brauche ich, um meinem Gegenüber wertfrei zuhören zu können? Wie kann es mir gelingen, mit offenem Herzen zuzuhören, wenn Gefühle wie Hoffnungslosigkeit, Ohnmacht und Trauer über den Zustand der Welt uns zu überwältigen drohen? Muss eine Rede automatisch zur Gegenrede führen? Und woher kommen die Worte, die durch mich gesagt werden wollen?
Im Council – oder auch Redestabrunde – sind wir eingeladen, aus dem Herzen zu sprechen und mit dem Herzen zuzuhören. Er ist mehr als eine hierarchiefreie Kommunikationsform. Er ermöglicht Authentizität und ein aufrichtiges In-Kontakt-Treten mit sich selbst und der Welt. Durch diese Form der Kommunikation schaffen wir ein gemeinsames Feld, das mehr ist als die Summe der anwesenden Personen und ihrer Redebeiträge. In der Synergie unserer Vielfalt kann etwas völlig Neues entstehen. Dieses Gruppenfeld kann uns stärken und weiten, um den Herausforderungen unserer Gegenwart zu begegnen. Im Lauschen auf die Wahrheit des Kreises – die in der Mitte liegt – können wir umso mitfühlender und wirksamer in der Welt sein. Wenn echtes Zuhören ein Anliegen ist, kann auch die Stille zwischen den Worten heilsam wirken.
Mit Übungen zu Körperwahrnehmung, Resonanz, Kommunikation und Begegnung laden wir ein, im Redekreis zu teilen, was uns zum Jahresbeginn 2025 bewegt.
Foto von gretta vosper auf Unsplash
Es wird dunkler und kälter, die Pflanzen ziehen ihre Kräfte zurück Richtung Erde. Der Herbst lädt uns ein innezuhalten, zu verlangsamen und bei uns selbst anzukommen. Finde ich Ruheinseln im schnelllebigen Alltag? Kann ich wahrnehmen, was in mir gerade lebendig ist?
Davon ausgehend laden wir Euch zu einer Zeitreise ein: Durch die Nebelschleier gehen wir weit, weit zurück, um nachvollziehen zu können, wie das Leben auf diesem Planeten sich entwickelt hat - eine wundersame KoKreation über lange Zeiträume hinweg. Kann ich die Evolution als meine eigene reale Geschichte / Wirklichkeit erleben? In gewisser Weise tragen wir all diese Entwicklungsschritte des Lebens in uns und damit eine Weisheit und Kraft, die weit über uns als Person hinausgeht. Wie flüchtig und kurz erscheint plötzlich die Spanne, in der wir Menschen in Städten leben, mit spezialisierten Berufen und einem unglaublich schnellen Alltagstakt.
Wir möchten innehalten, in der Gegenwart ankommen und aus der Stille heraus uns öffnen für die Fragen:
Was braucht es in dieser Erdenzeit? Welche Fähigkeiten warten darauf, durch uns Gestalt zu erlangen, um eine lebensbejahende Gesellschaft zu schaffen? Was ist mein Beitrag im großen Wandel und was die Sehnsucht meines Herzens?
„Wenn man die Fragen lebt, lebt man vielleicht allmählich, ohne es zu
merken, eines fremden Tages in die Antwort hinein“ (Rainer-Maria Rilke)
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Der Herbstregen zeigt uns den Weg in die Tiefe, denn Wasser fließt stets zum tiefsten Ort. Dabei entwickelt es die Kraft, feste Formen aufzulösen, und Neues kann entstehen.
In der tiefenökologischen Spirale führt der Weg in einen Raum, in dem der Schmerz um den Zustand in der Welt Platz findet. Die gegenwärtige Zeit lässt den Mangel an Frieden überdeutlich werden.
Die Krisen auf dem Planeten rufen bei vielen Gefühle wie Wut, Verzweiflung und Ohnmacht hervor. In der Herzens-Verbindung mit diesen Gefühlen und getragen von der Gruppe kann Veränderung geschehen. Das Bewusstsein von Mitgefühl und Liebe kann diesen Zustand durch die dynamische Spiralbewegung weiterbewegen und transformieren. Aus der Tiefe darf das Neue auftauchen, das mit neuen Augen sehen lässt und kraftvolle Handlungsimpulse weckt. So schließt sich der Kreis mit Dankbarkeit für die großzügige Fülle dieser Erntezeit, mit der die Erde uns beschenkt.
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Unsere Beziehung zur Natur und zur Erde ist meist dadurch gekennzeichnet, dass wir die Empfangenden, Beschenkten, Nehmenden sind und wir von Natur und Erde etwas bekommen. Doch Leben und Lebensprozesse finden in Wirklichkeit durch ein Nehmen und Geben statt. Im Tieferen ereignet sich Leben als ein Prozess der Gegenseitigkeit und Wechselseitigkeit.
Anknüpfend an Andreas Weber, der als Biologe und Philosoph seit vielen Jahren erforscht, wie wir in eine tiefere und wahrhaftigere Beziehung zum Lebendigen und zum Leben kommen können, wollen auch wir an diesem Nachmittag in einen erweiterten Beziehungs- und Erfahrungsraum eintreten und diesen erkunden. Im konkreten Erleben wird die Möglichkeit bestehen, uns in unserer Gegenseitigkeit mit dem Lebendigen der Erde zu erfahren, in der wir nicht nur Empfangende/Beschenkte sind, sondern uns auch als Gebende und Schenkende erleben können. Das Erleben der Wechselseitigkeit kann uns helfen, unser Selbstbild vom autonomen und unabhängigen Menschen zu korrigieren und zu erleben, dass kein Lebewesen, auch der Mensch nicht, unabhängig von anderen Lebewesen existieren kann; dass es Leben nur in Koexistenz mit anderem Leben gibt.
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Der Große Wandel erfordert alles an Kraft, Mut, Intelligenz und Ausdauer. Ein einzelner Mensch kann dies kaum ausreichend alleine zur Verfügung haben und das muss auch nicht sein. Joanna Macy und Molly Brown schreiben: „Die Ressourcen, die es braucht, sind im Netz des Lebens, das uns verbindet, vorhanden und präsent.“ („Für das Leben! Ohne Warum“, S. 97)
Mitgefühl und Verbundenheit zur lebendigen Mitwelt sind menschliche Eigenschaften. „So, wie wir uns mit dem Leiden anderer verbinden, können wir es ebenso mit ihren Stärken tun. Wir lernen dadurch die Fähigkeit zu adäquatem Handeln und Resilienz.“ (S. 321 s.o.)
Wir laden euch ein, mit uns gemeinsam dieses Feld zu erforschen: In herausfordernden Zeiten braucht es Kraftquellen und Gefährt*innen. Durch verschiedene Übungen und Methoden werden wir unsere persönlichen Ressourcen in der Verwobenheit des Lebens erkunden. Und manchmal fließen uns Kräfte zu, von denen wir bisher nichts geahnt haben.
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Wir laden ein, die Qualität der eigenen Resonanz mit der Welt zu erforschen: Womit gehe ich in Resonanz und womit nicht? Was ruft mich, was spricht mich an? Welche Qualitäten kann meine Beziehung zur Welt haben? Wann ist ein Kontakt nährend und erfüllend? Inwiefern hat das mit Zeit und Offenheit, meiner eigenen Verfassung und dem was mir da begegnet zu tun? Auf welche Weise schenke ich Aufmerksamkeit?
Neben eigenen Erkundungen können wir uns inspirieren lassen, z.B. vom Soziologen Hartmut Rosa, der Resonanz als eine Qualität der Welterfahrung beschreibt voller Sinnhaftigkeit, Liebe, Wertschätzung, Freude, Berührbarkeit. So können wir uns im Leben aufgehoben fühlen. Dem stellt er unsere kapitalistische Gesellschaft mit Maximierung von Produktion, Konsum, Ressourcennutzung und Möglichkeiten, Erfolg, Einfluss und Status gegenüber. Diese systematische Eskalationstendenz führe zum Eindruck in die Welt geworfen und ihr ausgesetzt zu sein. Die Konsequenzen seien verheerend: „Das Leben gelingt nicht dann, wenn wir reich an Ressourcen und Optionen sind, sondern wenn wir es lieben.“
Kann unser Fokus auf Qualität, also dem Erleben von Resonanz, statt Quantität den Übergang zu einer langfristig lebenserhaltenden Gesellschaft ermöglichen?
Resonanz ist laut Rosa ein Beziehungsmodus, in dem gegenseitige Schwingungen erzeugt werden. Resonanz geschieht nicht nur im Verhältnis des Menschen zu seiner Umwelt, sondern auch im Inneren zwischen seinem Körper und seiner Psyche.
Resonanz lässt sich nicht erzwingen. Sind wir bereit, darauf zu vertrauen, dass sie geschieht, um dadurch einen Beitrag zum „Guten Leben“ entstehen zu lassen?
Wie immer werden wir mit dem Konzept der Tiefenökologie nach Joanna Macy arbeiten. Eingebettet in einen rituellen Rahmen mit einer Widmung, Bewegung und einigen Liedern wollen wir verschiedene Praxis-Übungen vor allem aus dem Buch „Für das Leben! Ohne Warum“ erfahren. Dabei werden wir besonderen Fokus auf verbindende und körperliche Übungen legen. Auch wird es wieder genügend Zeit für Gespräche und Austausch geben.
Foto von Sven Gärtner
Geht es euch auch so? Wenn ich aktuelle Berichte sehe, versetzen mir einige Infos immer wieder einen schmerzhaften Stich. Wenn diese Stiche sich häufen, schleicht sich ein Gefühl von Hoffnungslosigkeit, Einsamkeit und Ohnmacht bei mir ein.
Ich bin ent-täuscht und weiß nicht mehr auf was ich vertrauen kann.
Was trägt mich, wenn die Täuschung weg ist? Auf was kann ich wirklich vertrauen?
Vertrauen hat auch mit Zulassenkönnen zu tun: Wenn ich annehmen kann, was jemand mir antut oder was das Schicksal mir beschert, dann kann ich leichter ins Vertrauen gehen.
Denn viele Dinge kann ich nicht beeinflussen und ich tue gut daran, mir mein eigenes Zulassenkönnen anzusehen: Kann ich ohne große Vorbehalte annehmen, akzeptieren, zulassen, auf Kontrolle verzichten? Oder brauche ich Kontrolle und Absicherung? An welcher Stelle kann ich mir vorstellen, mich in die Richtung des Vertrauens zu bewegen und wo möchte ich aus gutem Grund bei meiner bisherigen Position bleiben? Wie kann ich das erreichen, ins Vertrauen zu gehen?
In der tiefenökologischen Arbeit habe ich immer wieder festgestellt, dass die Beschäftigung mit den Zyklen der Natur mein Vertrauen in das Leben stärkt. Dass nach einem Winter immer wieder die Tage wärmer werden, die Bäume ausschlagen und Blumen blühen, dass jede Nacht einen neuen Tag nach sich zieht, gibt mir das Vertrauen, dass es auch so weitergeht.
In unserem diesmaligen Treffen wollen wir uns konkret mit unserem Vertrauen beschäftigen. In Gesprächen, Begegnung in Kleingruppen bzw. Partnerübungen und bei einem Gang nach draußen werden wir die Aspekte unseres Vertrauens tiefer erforschen.
Foto von Huyen Le Thanh
Mal ehrlich: Darf man sich in diesen Zeiten, die geprägt sind von Kriegen, Klimakatastrophen und gesellschaftspolitischen Aufspaltungen eigentlich noch freuen? Wäre dies nicht verwerflich, gar unmoralisch? Welche Muster haben wir gelernt?
Der Dalai Lama sagt: „Freude ist eine Fähigkeit, in der wir uns üben sollten.“ Einige von euch haben vielleicht den Film „Mission: Joy“ gesehen, in dem der Dalai Lama und Desmond Tutu so viel Freude und Zuversicht ausstrahlen, obwohl beide in ihrem Leben viel Leid erfahren haben.
Wir laden euch herzlich ein, das Geschenk der Freude mit uns am kommenden Tiefenökologie-Nachmittag zu erforschen: Wenn wir uns von der Gefahr der Apathie, angesichts der überwältigenden Zustände in der Welt abwenden, um bewusst mehr Fühlfähigkeit in unser Leben einzuladen, empfinden wir den Schmerz intensiver und gleichzeitig kann sich ein Zugang zur Freude öffnen.
Doch woher kommt die Freude? Kann ich sie machen oder geht es mehr darum, meine Empfänglichkeit für Freude bereit zu stellen? Freude ist ein facettenreiches Thema und kann für jede*n anders erlebbar sein. Das herzliche Lachen in geselliger Runde und die stille Freude, die beim Betrachten einer Blüte im Innern auf perlt. Die Freude, die aus der Resonanz mit dem Lebendigen erwächst und die Freude, die durch bewusste Dankbarkeit entsteht.
Was lernen wir von der Natur über die Freude? Was sagt uns die Frühlingskraft im Wachsen und Blühen und was erlauschen wir im morgendlichen Vogelkonzert?
Freude strahlt ab und kann gerade in herausfordernden Zeiten eine Kraftquelle sein, die uns ermöglicht, schwierigen Situationen auf lange Sicht standzuhalten.
Wir freuen uns darauf, unsere persönlichen und gemeinsamen Quellen der Freude zu ergründen, zu bewegen und zu erleben!
Foto: Carey Linde auf wikipedia / Creative-Commons-Lizenz „Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 nicht portiert“